Hormone

Veränderungen der Versorgung des Körpers mit Hormonen machen einen signifikanten Anteil am Älterwerden aus. Ob sie aktiv das Tempo unseres individuellen, biologischen Alterns bestimmen oder ob sie das Resultat anderer Vorgänge ab der Lebensmitte sind, ist nicht endgültig erforscht.

Die Hormontheorie des Alterns besagt, dass die entscheidenden Faktoren von Veränderungen im endokrinen System herrühren. Dieses im Wesentlichen auf Drüsen gestützte Netzwerk kontrolliert die Botenstoffe oder Hormone, durch die alle körperlichen Abläufe geregelt werden.
Die Leistung der Drüsen und damit ihr Einfluss auf den Organismus insgesamt schwächt sich mit zunehmendem Alter ab (die ersten Unterschiede sind schon im vierten und fünften Lebensjahrzehnt nachweisbar).
Am besten bekannt ist die Menopause der Frau, während andere Organe langsamer und unmerklicher vom Mangel an wichtigen Hormonen geprägt werden. 
 
DHEA (DEHYDROEPIANDROSTERON)
DHEA wird überwiegend in der Nebennierenrinde gebildet, und gilt als Hormonvorstufe, die der Organismus in mindestens 18 Hormone umwandelt. Aus dieser Muttersubstanz entstehen u.a. auch das Testosteron und das Östrogen. Ein hoher DHEA -Spiegel im Blut kann sich als günstig in Bezug auf die Arteriengesundheit, das Immunsystem, Osteoporose und auf das seelische Gleichgewicht erweisen. DHEA wird auch als "Wohlfühlsubstanz" gewertet, denn sie ist ein starker Gegenspieler zum Cortisol.
Cortisol ist das wichtigste Stresshormon, der bei psychischem Dauerstress die Gehirnzellen genau dort schädigt, wo gedacht und konzentriert wird. Ein Organismus unter Stress verbraucht außerdem seinen Vorrat an DHEA, da daraus Hormone gegen die Stressreaktionen gebildet werden. DHEA wirkt leicht anabol, fördert den Muskelaufbau, wirkt Lipid (LDL-) senkend, erhöht HDL-Cholesterin und verbessert die Immunitätslage.  Im Gehirn wird DHEA lokal in relevanten Konzentrationen gebildet, sodass es als "Neurohormon" bezeichnet wird. Es stärkt die Motivation, die kognitive Leistungsfähigkeit, die Gedächtnisleistung, wirkt leicht antidepressiv und senkt auch die Risiken in Bezug auf ein Burnout-Syndrom.

Melatonin
Melatonin ist ein körpereigenes Hormon, das in der Zirbeldrüse im Gehirn produziert wird. Seine Produktion wird über die Netzhaut der Augen durch Licht gesteuert.
Da Melatonin nur im Dunkeln ausgeschüttet wird, bestimmt die Tageslänge bzw. künstliche Beleuchtung seinen Blutwert. Dieser wiederum beeinflusst den Schlaf-Wach-Rhythmus.
Melatonin steuert alle körpereigenen Hormone und sorgt für einen ausgeglichenen Hormonhaushalt. Im Alter von ca. 45 Jahren lässt die Funktion der Zirbeldrüse drastisch nach und die Melatoninproduktion sinkt um bis zu 50 Prozent ihres Normalwertes. Mit zunehmendem Alter sinkt die Produktion noch weiter und erreicht ab 70 Tiefstwerte, die kaum noch zu messen sind.
Ein erniedrigter Melatoninspiegel bewirkt meist Schlafstörungen und kann zu chronischer Müdigkeit führen. Schlafstörungen, die weit verbreitet sind, beschleunigen jedoch die Alterungsprozesse.
Da Melatonin auch das stärkste körpereigene Antioxidans ist (50-mal stärker als Vitamin C), bewirkt ein Mangel des Hormons eine Beschleunigung der Zellzerstörung und Absterben von Zellen. Zusätzlich schwächt eine geringe Melatoninproduktion unser Immunsystem. 
Melatonin erfüllt im Stoffwechsel unter anderem die Aufgabe einer biologischen inneren Uhr zur Harmonisierung des Schlaf-Wach-Rhythmus. So bewirkt eine Melatoningabe allgemeine Entspannung und einen erholsamen Schlaf.
Daher wirkt das Hormon auch besonders gut gegen „Jetlag“, der sich nach Langstreckenflügen durch chronische Müdigkeit, Tiefschlafstörungen, depressive Stimmungen und Libidoverlust bemerkbar macht.
Durch die harmonisierende Wirkung von Melatonin auf den allgemeinen Biorhythmus werden jedoch auch Stressabwehrfaktoren mobilisiert, da Melatonin dem Stresshormon Cortisol entgegen wirkt. Somit können längere Stress-Situationen besser kompensiert werden.
 
Testosteron
Im männlichen Körper ist es das wichtigste Steuerhormon der Sexualität. Aber, wie jedes Androgen, verstärkt es vor allem das Leistungsvermögen und das Wachstum der Muskeln und Knochen. Die Frau bildet geringe Mengen Testosteron nicht nur in der Nebennierenrinde, sondern auch in den Eierstöcken.
Bei beiden Geschlechtern fördert es die Libido und senkt den Cholesterinspiegel des Blutes. Testosteron schützt auf der körperlichen Ebene den Knochen vor Abbau und Brüchen, ist eine wichtige Substanz nach Verletzungen und erschwert es dem Organismus, Fett in seine Speicher einzulagern. In Bezug auf seelisches Befinden sorgt dieses Hormon für Aktivität und Unternehmenslust.
Im männlichen Körper nimmt das wichtigste Sexualhormon relativ früh, schon um die 40, aber nur allmählich ab. Die Folgen: Leistungsabnahme, depressive Verstimmung, Schlafstörungen, Muskelverlust, Libidoabflachung, Bauchansatz. 
 
Progesteron
Progesteron ist wie Östrogen ein weibliches Geschlechtshormon. Es wird vorwiegend in den Eierstöcken, der Plazenta (Mutterkuchen) und in den Gehirnzellen gebildet.
Es steht aber auch dem Mann zur Verfügung, der es aus der Nebennierenrinde geliefert bekommt. Aus Progesteron werden viele andere Hormone gebildet, wie beispielsweise DHEA, es hat jedoch auch eine extrem wirksame Eigenständigkeit. Im der Präventivmedizin liegt seine Bedeutung in der Wirkung auf die Haut und das Gehirn, wo es als Nervenbotenstoff wirkt. Spätestens in den Wechseljahren reduziert sich der körpereigene Progesteron-Spiegel jedoch bei Frauen fast bis auf Null.
Progesteron ist besonders wichtig für den Wasserhaushalt im Körper, die Stabilität der Venen und Knochen sowie für eine seelische Ausgeglichenheit.
Bei einem Mangel kann es zu vermehrter Flüssigkeitsspeicherung im Gewebe kommen. Bei Frauen führt dies zu geschwollenen Beinen und Spannungsgefühl in den Brüsten. Darüber hinaus kann ein Mangel zu einer erhöhten Osteoporosegefahr und Herzerkrankungen führen. Typisch für einen Progesteronmangel ist auch eine vermehrte Gereiztheit und Unausgeglichenheit - ein Symptom, das in den Wechseljahren häufig auftritt.
Die Einnahme von Progesteron kann jedoch auch Angstzustände normalisieren und die Merkfähigkeit verbessern, da das Hormon die Verlangsamung altersbedingter Hirnprozesse beeinflusst.
 
Östrogen und Gestagene
Östrogene, die bekanntesten Hormone im weiblichen Körper, bilden eine ganze Familie von verwandten Botenstoffen. Ebenso wie die zweitwichtigste Klasse, die Gestagene, sind es Steroidhormone. Bei der Frau nimmt die Produktion verschiedener Sexualhormone im mittleren Erwachsenenalter dramatisch ab. Während in jüngeren Jahren je nach Zyklusphase 25 bis 100 Mikrogramm normal sind, entstehen später im weiblichen Organismus nur noch 5 bis 10 Mikrogramm pro Tag. Ein Vergleich mit der Östrogenproduktion im Körper des Mannes zwischen 2 und 25 Mikrogramm macht das Ausmaß der Dramatik sichtbar.
Dieser Hormonmangel ist wesentlicher Auslöser der so genannten Wechseljahrbeschwerden. Er verstärkt nach neuester wissenschaftlicher Einschätzung zusätzlich unterschiedliche Alterungsprozesse. Hier ist vor allem die Osteoporose, die gefährliche Störung des Stoffwechsels der Knochenerneuerung, zu bedenken.
Während nach einer Gewöhnungsphase die negativen Begleiterscheinungen der Menopause abklingen, starten weitgehend unbemerkt dauerhafte Folgen des Hormonverlustes. Zum Beispiel wird die Abwehr der Sauerstoff-Radikalen gebremst. Es kommt zur Oxidation von Fettsäuren in der Zellmembran  – ein möglicher Alterungsfaktor. 
Langzeitfolgen betreffen das Aussehen und den Körperbau, verschlechtern die Gehirnleistung durch verstärkte Ablagerungen und lassen durch geringere Flexibilität der Gefäße deren Erkrankungen ansteigen. 
Nicht alle postmenopausalen Frauen sind im medizinischen Sinne gleich. Aber regelmäßige und individuell dosierte Hormonergänzung besserte in vielen Studien sowohl die Wechseljahrbeschwerden, als auch messbar den Oxidationsstress für den Organismus generell. Bei der Hormonersatztherapie nach heutigem Wissensstand wird Östrogen in minimaler Dosis über die Haut, in Form von Gel, zugeführt – also nicht mehr oral über Darm und Leber. Gestagen wird bevorzugt als natürliches Progesteron in Kapseln verwendet
 
Pregnenolon
Es wird hauptsächlich in den Nebennierendrüsen, aber auch in der Leber, im Gehirn und der Haut aus Cholesterin gebildet. Da die im Körper produzierte Menge an Pregnenolon mit fortschreitendem Alter abnimmt, vermindern sich daher auch die von den Hormonen abhängigen Stoffwechselfunktionen. Die Konzentration von Pregnenolon im Gehirn erreicht im Alter von 30 Jahren Höchstwerte und fällt später bis auf 5 Prozent dieser Werte ab.
Ein Mangel an Pregnenolon kann zahlreiche Beschwerden hervorrufen, da die Produktion anderer Hormone von dieser Vorläufersubstanz abhängt: Erschöpfung, Angstzustände, Depressionen, Energie- und Leistungsabfall sowie Gehirnleistungsstörungen. Auch das Risiko von Gelenkerkrankungen steigt an.
Neue Studien haben gezeigt, dass Pregnenolon schon in kleinsten Mengen eine erstaunliche Verbesserung des Gedächtnisses bewirken kann. Daher kann es zur Behandlung von krankheits- und altersbedingten Gedächtnisstörungen eingesetzt werden.

Andere Untersuchungen haben eine verbesserte Lernfähigkeit durch die Einnahme von Pregnenolon gezeigt. Darüber hinaus kann eine Therapie die allgemeine Stimmungslage verbessern, das Energiepotential erhöhen und Depressionen verringern.